sinCephalea – Mein Erfahrungsbericht Teil 2: Die ganze Auswertung und Fazit
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich Teil 1 meines Erfahrungsberichts mit der Migräne-App sinCephalea veröffentlich. in Teil 1 ging es hauptsächlich um den Ablauf der Testphase und was es alles zu testen gibt (Stichwort “Testmahlzeiten” und “Challenges”). Wenn du Teil 1 meines Reviews noch nicht gelesen hast, oder du nochmal reinlesen möchtest, dann kannst du das hier tun: Meine Erfahrung mit der App sinCephalea – Teil 1
Hier in Teil 2 geht es jetzt also um die Auswertung der Migräne-App sinCephalea nach Ablauf der Testphase, wie so ein Report aussieht, was darin enthalten ist, welche Empfehlungen sich daraus ableiten, und vor allem: Wie brauchbar sind diese Empfehlungen? Wo gibt’s Pluspunkte, aber auch welche Kritikpunkte gibt es? Und zum Schluss gibt es natürlich noch mein ganz persönliches Fazit.
Ich möchte nochmal betonen, dass ich mit diesem Beitrag kein Geld oder sonstige Zuwendungen von sinCephalea bekomme. Dieser Erfahrungsbericht ist rein aus meinem eigenen Interesse entstanden und bildet allein meine ganz persönliche Erfahrung und ehrliche Meinung über die Migräne-App ab!
Der sinCephalea-Report: Die Auswertung
Analyse der Makronährstoffe: Was dein Körper als Grundlage braucht
Grundsätzlich wertet die App erstmal folgendes aus: Deine durchschnittliche Trinkmenge, Energiezufuhr (in Form von Kalorien), deine durchschnittliche Zufuhr an Kohlenhydraten, Fetten, Proteinen und Ballaststoffe. Diese werden im Report mit den jeweiligen empfohlenen Menge der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) verglichen und zeigen an, wo du im Schnitt stehst. Allerdings hat dies auch einen Kritikpunkt geerntet – mehr dazu erfährst du weiter unten.
Ich persönlich habe in diesem Teil des Reports z.B. gelernt, dass ich an meiner Fett- und Proteinzufuhr arbeiten darf, im Sinne von mehr Reinhauen! Spannend finde ich auch die folgende Übereinstimmung mit dem Ayurveda: Der Ayurveda empfiehlt, bei Migräne großzügig mit guten Fetten zu sein.
Ernährungstypen bestimmen: Die Bedeutung der Testmahlzeiten und Challenges
Je nachdem, was du für Challenges und Testmahlzeiten durchgeführt hast (siehe hier auch nochmal Teil 1 meines Erfahrungsberichts), bekommst du natürlich auch eine Auswertung dazu. Hier ein kleiner Einblick in meine Auswertung: (2 Screenshots nebeneinander)
Ich bin offenbar ein Mischtyp – mein Blutzucker profitiert sowohl von der Kombination von Kohlenhydraten mit Protein als auch mit Fett. In diesem Teil des Reports bekomme ich Empfehlungen, wie sich solche Kombinationen mit alltäglicher Kost gestalten lassen, sowie eine umfangreiche Liste an protein- sowie fettreichen Lebensmitteln.
Und offenbar bekommt meinem Blutzucker morgens besser Vollkornbrot als Weißbrot, und abends ist es anders herum. Das war auf jeden Fall ein unerwartetes Ergebnis – wenn ich auch nicht zum ersten Mal davon gehört habe, dass Vollkornbrot nicht bei jedem Menschen die beste (Brot)Wahl für einen stabilen Blutzucker ist!
Mein persönliches Highlight war übrigens, dass Kaffee am Morgen laut dieser Testphase einen positiven Einfluss auf meinen Blutzuckerspiegel hat. Das hat mich als Kaffeetrinkerin natürlich hocherfreut!
Auswertung der einzelnen Mahlzeiten: Top oder Flop?
Weiterhin bekommst du in deinem Report eine Auflistung deiner Mahlzeiten, sortiert nach deiner Blutzuckerreaktion. Also was deine Top- und Flop-Mahlzeiten waren. Das kannst du dir einstellen wie du magst – entweder ein Ranking nach Flops oder ein Ranking nach Tops.
Was mich am meisten beeindruckt hat: Mein „perfektes“ ayurvedisches Frühstück
Hast du auch schon von den Haferfocken-Kritikern gehört, die Haferflocken zum Frühstück verteufeln, weil sie so eine krasse Blutzuckerspitze hervorrufen? Meine Erfahrung mit meinem Porridge am Morgen war: nada, nix, niente, nothing – mein Blutzucker machte noch nicht mal einen Mucks! (Screenshot)
Das fand ich persönlich natürlich super spannend – zumal ich wieder einmal eine klassische Migräne-Empfehlung aus dem Ayurveda bestätigt sah: Ein warmer Haferflocken-Brei, mit Gewürzen, gedünstetem Gemüse und Nussmus ist ernährungstechnisch der idealer Auftakt für den neuen Tag!
Meine Blutzuckerreaktoin auf mein morgendliches Porridge siehst du hier, sowie 2 weitere meiner „Top-Mahlzieiten“:
Und hier meine Flops:
Überraschend fand ich, dass unter den Flops auch vermeintlich “gesunde” Mahlzeiten auftauchten. Leider gibt es hier keine weiterführenden Erläuterungen von sinCephalea, sodass ich hier auf mich gestellt bin. Da ich aber zum Glück weiß, dass nicht allein meine Blutzuckerreaktion nach einer Mahlzeit wichtig ist, sondern auch die Nährstoffqualität meiner Mahlzeit, die Reihenfolge der einzelnen Mahlzeiten-Komponenten, die Tageszeit, mein aktuelles Stress-Level, (um nur einige der weiteren Einflussfaktoren zu nennen), mache ich mir aus dieser Liste nicht allzu viel, sondern nehme sie mit Interesse zur Kenntnis.
So – nun habe ich mich recht ausführlich über die Auswertung ausgelassen. Kommen wir zu den Kritikpunkten.
Meine Kritik an der App
Dein Frühstück entscheidet über deinen Tag
Im Report wird nicht berücksichtigt, oder zumindest wird an keiner Stelle darauf hingewiesen, dass Testmahlzeiten zum Frühstück einen Einfluss auf die Blutzuckerreaktion der weiteren Mahlzeiten an diesem Tag haben. Aus diesem Grund, empfehle ich, die Frühstückstestmahlzeiten (oder mindestens die Traubenzucker-Testmahlzeit) als alleinige Testmahlzeit an diesem Tag zu machen. Denn die Blutzuckerreaktion deiner Folgemahlzeiten werden durch diese erste Mahlzeit des Tages maßgeblich beeinflusst. Mitunter fährt dein Blutzucker den restlichen Tag über Achterbahn, wie als wenn du ein normales Frühstück gehabt hättest.
Außerdem wird wie oben bereits erwähnt nicht berücksichtigt, dass die Blutzuckerreaktion auch durchaus weitere Einflussfaktoren hat.
Die Ernährungsempfehlungen sind nur teilweise zu gebrauchen
sinCephalea orientiert sich bei ihren Ernährungsempfehlungen an den Empfehlungen der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). Die Empfehlungen der DGE sind gerade nach ihrer letzten Aktualisierung im März 2024 wieder heftig in die Kritik geraten. Einer der Kritikpunkte ist nach wie vor, dass die Empfehlungen nur für “gesunde” Menschen gelten (hier kann man sich natürlich fragen… was bedeutet eigentlich “gesund” und wer ist heutzutage überhaupt “gesund” – diese Frage lädt zum Philosophieren ein und den Rahmen hier sprengen).
Mittlerweile gilt aber als gesichert, dass für “kranke” Menschen andere Empfehlungen gelten, da die meisten Erkrankungen auch meist mit einem gestörten Stoffwechsel einhergehen. Dies hat beispielsweise zur Folge, dass Präventions-Angebote, die von Krankenkassen unterstützt werden sollen, nur anerkannt werden, wenn sie den Empfehlungen der DGE folgen. Andernfalls gibt es keine Anerkennung für das Präventions-Angebot, sei es auch noch so gut!
Das bedeutet, damit die sinCephalea-App überhaupt als DiGA (Digitale Gesundheits-Anwendung) von der Krankenkasse anerkannt wird, muss sie zwangläufig den DGE-Empfehlungen folgen. Dafür kann sinCephalea nichts! Bedeutet aber im Umkehrschluss für dich als “kranken” Nutzer – dessen Stoffwechsel vermutlich etwas “anders” arbeitet als der “Durschnitt” (auch hier wieder die Frage: Wer ist denn der diese ominöse Durchschnittsmensch? Gibt’s den überhaupt?) – dass höchstwahrscheinlich nicht alle Empfehlungen für dich persönlich gesund oder sinnvoll sind. Denn wenn du einen gestörten Stoffwechsel hast, brauchst du vermutlich eine etwas andere Ernährung als „der Durchschnitt“. Und Ernährung ist mehr als nur Makronährstoffe und Blutzuckerreaktionen. Genau so wie du auch mehr bist, als die Summe deiner Körpergewebe.
Aber aus diesem Grund gehen die Ernährungsempfehlungen von sinCephalea eben leider nicht über die Standard-Empfehlungen hinaus. Empfohlen werden Lebensmittel aufgrund ihres hohen bzw. niedrigen Fett-, Protein- oder Ballaststoffgehalts. Das kann ich mir eigentlich auch ergoogeln. Die individuelle Verträglichkeit bleibt hier leider auf der Strecke. Und die Verträglichkeit bestimmter Lebensmittelgruppen ist bei Migräne einfach SEHR oft nicht gegeben. Zum Beispiel: Die empfohlenen Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte werden von vielen Migränikern nicht gut vertragen.
Die Stärken von sinCephalea
Deine Alltagsernährung zählt
sinCephalea legt großen Wert darauf, dass du dich in deiner Testphase möglichst normal ernährst. Also, dass du erstens Testmahlzeiten und Challenges nur einplanst, die auch wirklich zu deiner alltäglichen Ernährung passen.
So habe ich zum Beispiel die Süßigkeiten-Challenge ausgelassen, nicht weil nicht gerne nasche – sondern weil die Süßigkeiten, die zur Auswahl standen (Gummibärchen und Schokolade) einfach nicht meins sein. Ich gehöre eher zum Team Gebäck: Kekse, Kuchen, Pudding-Teilchen…… Hmmmm! Mit Gummibärchen kannst du mich jagen, und Schoki ist mir meistens einfach nur zu süß oder zu langweilig.
Zweitens solltest du in der Testphase möglichst auch das essen, was du im Alltag sonst auch isst. Dann kann auch wirklich deine alltägliche Ernährung ausgewertet werden und nicht irgendeine Vorzeige-Ernährung, die du im Alltag überhaupt nicht leisten kannst. Das finde ich gut, und das gibt einen dicken Pluspunkt!
Innovativ und am aktuellen Stand der Wissenschaft orientiert
sinCephalea hat sich durchgesetzt und ein doch recht neues, innovatives Konzept bei der Migräne-Prophylaxe auf den Tisch gebracht und bei den Krankenkassen durchgeboxt. Das ist eine starke Leistung, vor allem wenn man bedenkt, wie bürokratisch unser Land ist! Vor allem ist sinCephalea damit Vorreiter für neue Therapien, die endlich auch die Ernährung als wichtigen Bestandteil in der Migräne-Therapie anerkennen. Das ist eine vielversprechende Entwicklung und ich bin gespannt, was sich in diesem Bereich in den nächsten Jahren noch tun wird.
Ein Fenster ins Innere deines Körpers
Die Möglichkeit, “für lau” einen Einblick in den eigenen Körper zu bekommen, ist eine unbezahlbare, einzigartige Möglichkeit, den eigenen Körper kennen zu lernen. Denn wir sind nicht der Durchschnittsmensch, von dem die ganzen Ernährungsexperten sprechen. Wir reagieren nicht so, wie es Studie X oder Y vorhersagt. Und das mal selber zu erleben, ist echt eine super Sache!
Auch ohne Sensorphase als Migräne-App nutzbar
Du kannst die App auch weiterhin nutzen als Ernährungstagebuch oder Migräne-Tracker. Dadurch, dass du dir alle 3 Monate ein neues Rezept für die App holen kannst, kannst du die App auch über die Sensorphase hinaus nutzen. Ob die Krankenkasse das langfristig mitmacht, bleibt zu prüfen.
Mein Fazit nach der sinCephalea-Erfahrung
sinCephalea bietet eine spannende Möglichkeit, die eigene natürliche Migräne-Prophylaxe um den Pfeiler “Blutzuckerstabilisierung” auszubauen und weiterzuentwickeln.
Ich werde mir auf jeden Fall ein Folgerezept holen und eine weitere Sensorphase starten, weitere Testmahlzeiten austesten und auch eigene Mahlzeiten systematisch testen.
Blutzucker ist nicht alles! Und auch Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fett und Proteine) sind nicht alles. Unsere Ernährung und die Auswirkungen unserer Ernährung sind mehr als die Summe der Kalorien, mehr als die Summe der Makronährstoffe, mehr als die Summe der einzelnen Zutaten. Unsere Ernährung ist ein komplexes Zusammenspiel aus Nahrungsmitteln, unserer eigenen Veranlagung, dem Zustand unseres Verdauungssystems und unseres Darms bzw. unseres Darmmikrobioms (Stichwort “Verträglichkeit”), der Tageszeit, der Pausen zwischen den Mahlzeiten, unserer Achtsamkeit und unserer Gefühlswelt beim Essen,……. und das ist nicht das Ende dieser Liste!
Es gibt sie schlichtweg einfach nicht – die EINE gesunde Ernährung bei Migräne. Die einen schwören auf Kohlenhydrate, die anderen auf “Keto” (ketogene Ernährung). Und das Verrückte dabei ist ja, dass auf beiden Seiten Erfolge verzeichnet werden! Es gilt wie immer: Mit Neugierde ausprobieren und dabei trotz allem die Freude am Essen nicht vergessen! Denn Genussfähigkeit ist essentiell für unsere Gesundheit – mit oder ohne Migräne!
Wenn du dir selber ein Bild über sinCephalea machen möchtest, dann schau doch mal auf der Webseite von sinCephalea vorbei und melde dich für eines ihrer kostenlosen Webinare an!